Im ZEIT Magazin hab ich eben zum Frühstückskaffee den Text zum Müßiggang gelesen und dass es schwer ist, scheinbar ohne Grund mal nichts zu tun. Sind wir krank, ist es eine externe Begründung im Bett zu liegen. Ist gerade lockdown brauche ich nichts unternehmen, hat eh alles zu.
Aber brauche ich denn unbedingt immer eine Begründung für Müßiggang und digital detox?
Kann ich nicht einfach das Handy aus lassen, daheim lassen, weg lassen - und dennoch einfach warten. Im Zug warten, aus dem Fenster die verschneite Landschaft betrachten, die Spiegelung beobachten. Still sein, atmen und einen Gedanken kommen lassen, aufgreifen, fertig denken, durchdenken, hinterfragen und wieder ziehen lassen.
Grrrhmmmm - so ähnlich hat es sich immer angehört, wenn mein Sohn schon als Kleiner irgendwo saß und nachgedacht hat, ich ihn aber zum Bespiel zum Essen gerufen hatte. Das störte ihn und würde es heute auch noch.
Ich denke - war seine Antwort.
Achso.
Meine Oma hat nie Radio gehört während der Arbeit in der Küche, das hat mich als Mädel immer verwundert und ich fragte sie, warum sie das Gerät besitzt, wenn es doch immer aus ist. Na, falls mal was Wichtiges passiert, könnte ich Nachrichten hören. Brauche ich aber nicht.
Stunden, Tage, Wochen und Monate - sie hat ohne äußere Beschallung ihr Gemüse geputzt, Kartoffeln gekocht oder Geschirr gespült - aus ihrer Küche drangen nur Geräusche ihrer Arbeit.
Was denkst Du denn den ganzen Tag, fragte ich. Ach Kind, ich habe doch so viel erlebt, da gibt es genug, woran ich mich gern erinnere - alles andere lasse ich weg.
Das hat mich immer erstaunt - diese alte Dame hatte beide Weltkriege voller Bewußtsein und persönlicher Verluste erlebt und dachte dennoch an das Schöne.
Sie wollte keine Ablenkung.
Müßiggang war für sie das Lesen. Auch das stundenlang und bis ins hohe Alter sogar ohne Brille - da kann ich schon lange nicht mehr mithalten. Nicht nur, dass ich schon seit vielen Jahren eine Lesebrille brauche - ich bin auch oft abgelenkt genug, dann doch noch das Eine und das Andere und noch etwas schnell eben noch zu tun, bevor ich dann mal kurz Füße hoch, was lese. Bis ich wieder das Nächste zu erledigen habe.
Ich bewundere meine Tochter, wie sie trotz Kindern, dennoch die Ruhe hat, spontan mit Freundinnen sitzen zu bleiben am Spielplatz, mit den Kindern Bücher liest, obwohl die Wäsche aus der Maschine ruft: Häng mich auf.....
Aber es gelingt und entspannt. Immer öfter und vor allem immer lieber - von Herzen gern lasse ich das Handy weg, es ist dabei, aber darf ruhig sein und ich sehe beim Zugfahren raus in die Landschaft. Oder höre, was um mich herum gesprochen wird, lasse es aber im gleichen Moment wie das Wasser das Mangfall einfach weiter plätschern.
Grrrrhmmmm - ich denke, macht auch mein Mann aus dem home office, wenn man nur an die Tür kommt.
Gut so.
Lassen wir uns nicht stören.
Und wenn Du daheim meditierst, fange ein Ritual für Dich und Deine Umwelt an - eine Kerze brennt, ein Zettel wie im Hotel an der Tür, um nicht gestört zu werden. Gib Dir die Chance eines Schutzmantels und deiner Umwelt die Chance, dies zu wissen.
Willkommen in der Entspannung.